Leaky Gut einfach erklärt
Leaky Gut, der „undichte Darm“, fachsprachlich auch als intestinale Permeabilität bekannt: Klingt unschön? Ist es auch.
Schulmedizinisch ist es ein immer noch sehr unterschätzter Faktor, bei dem die Barrierefunktion der Dünndarmschleimhaut gestört ist. Infolgedessen können unverdaute Nahrungsmittel, Bakterien und Toxine aus dem Darm in den Blutkreislauf gelangen. Dadurch wiederum wird das Immunsystem aktiviert und Entzündungen werden ausgelöst. Zudem kommt es einerseits auch zu einer schlechteren Aufnahme von Nährstoffen, Vitaminen und Spurenelementen. Andererseits werden Enzyme, die Histamin oder Laktose abbauen, schlechter von der defekten Darmschleimhaut gebildet, sodass Intoleranzen eine Folge sein können.
Aber so viel sei schon an dieser Stelle gesagt: Verdauungsprobleme, Unverträglichkeiten und Intoleranzen sind noch die kleinste Sorge bei einem Leaky Gut. Denn unbehandelt kann es zu wirklich weitreichenden Störungen deines Immunsystems kommen und chronische Entzündungen verursachen, die sich dann auf verschiedene Organe und Systeme auswirken. Deshalb ist es so wichtig, die Ursache von Leaky Gut zu behandeln und nicht nur zu versuchen, die Symptome zu lindern.
Besonders Frauen können durch die Hormonveränderungen im Körper anfällig für Leaky Gut sein. Tatsächlich haben Studien gezeigt, dass während der Wechseljahre ein höheres Risiko für diese Erkrankung besteht. Aber dazu später mehr. Schauen wir uns nun zunächst die Symptome von Leaky Gut genauer an:
Leaky Gut Symptome
Die Symptome eines Leaky-Gut-Syndroms beginnen mit Verdauungsproblemen, wie
- Blähungen,
- Durchfall,
- Verstopfung,
- Unverträglichkeiten
- und Reizdarmbeschwerden.
Aber auch
- Hautprobleme,
- chronische Müdigkeit
- hormonelle Veränderungen
- Menstruationsstörungen
- und sogar Autoimmunerkrankungen
können Leaky Gut Symptome sein.
Viele davon bringst du vermutlich gar nicht mit dem Darm in Verbindung. Darum schauen wir hier noch mal genauer hin:
- Du leidest an chronischen Muskel- oder Gelenkschmerzen
- Du bist oft krank
- Ständig hast du Blasenentzündungen oder vaginale Infekte
- Es fällt dir schwer, dich zu konzentrieren
- Du hast Migräne
- Du leidest an Stimmungsschwankungen bis hin zu depressiven Verstimmungen
- Deine Haut entwickelt Ekzeme, Akne oder Neurodermitis
- Du verspürst eine starke innere Unruhe/Nervosität
- Du entwickelst Allergien bzw. die Symptome verschlechtern sich
Autoimmunerkrankungen
Es gibt wissenschaftliche Hinweise darauf, dass ein Leaky-Gut-Syndrom eine Rolle bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie
- Hashimoto-Thyreoiditis,
- Zöliakie,
- rheumatoide Arthritis,
- Psoriasis,
- Vitiligo
- oder Multiple Sklerose spielt.
Denn wenn die Darmbarriere geschwächt ist und unerwünschte Stoffe in den Blutkreislauf gelangen, wird das Immunsystem aktiv. Manche Fremdstoffe ähneln in ihrer Struktur körpereigenem Gewebe. Dadurch beginnt das Immunsystem fälschlicherweise auch dieses Gewebe anzugreifen, was letztendlich zur Entstehung von Autoimmunerkrankungen führen kann.
Aber es ist wichtig zu betonen, dass Leaky Gut nicht die alleinige Ursache von Autoimmunerkrankungen ist, sondern ein möglicher Faktor unter vielen. Auch die genetische Veranlagung, Umweltfaktoren und chronischer Stress können eine Rolle spielen. Besonders bei Hashimoto scheint auch die hormonelle Umstellung selbst ein Risikofaktor zu sein. Denn bei einem Viertel aller Frauen bricht die Krankheit zwischen dem 35. und 50. Lebensjahr aus.
Merke: Je mehr auslösende Faktoren bei dir zusammentreffen, desto größer wird dein Risiko tatsächlich eine Autoimmunerkrankung zu entwickeln.
Indem du die Gesundheit deines Darms verbesserst, können auch die Symptome von Autoimmunerkrankungen gelindert werden. Eine einfache Lösung gibt es hier allerdings nicht. Denn eine Autoimmunerkrankung zu behandeln, erfordert immer eine ganzheitliche Herangehensweise. Aber durch eine individuelle Behandlung kann die Lebensqualität deutlich gesteigert und das Wohlbefinden wiederhergestellt werden.
Hormonelle Veränderungen bei Leaky Gut
Im folgenden Abschnitt möchte ich dir einen Überblick zur Studienlage geben. Allerdings werden bei der Behandlung von hormonellen Störungen diese Studien meist wenig bis gar nicht beachtet. Obwohl es einige Hinweise darauf gibt, dass ein Leaky-Gut-Syndrom zu einem hormonellen Ungleichgewicht im Körper führen kann:
- Eine Studie aus dem Jahr 2020 untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Leaky-Gut-Syndrom und hormonellen Störungen bei Frauen. Dabei fanden die Forscher heraus, dass Leaky Gut bei Frauen mit hormonellen Störungen wie Endometriose und polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS) häufiger vorkam als bei gesunden Kontrollpersonen. Die Studie legt also nahe, dass das Leaky-Gut-Syndrom eine Rolle bei der Entstehung von hormonellen Störungen bei Frauen spielen kann.
- Bereits 2017 konnte eine Studie nachweisen, dass Frauen mit Leaky Gut häufiger an Östrogendominanz litten als Frauen mit einer gesunden Darmflora. Denn schon eine Dysbiose kann zu einer verminderten Fähigkeit des Körpers führen, Hormone zu entgiften und auszuscheiden, was zu einem Anstieg von Hormonen wie Östrogen und damit letztendlich zu einer Östrogendominanz führen kann. Die Dysbiose kann eine Ursache für ein Leaky Gut sein (s. Ursachen).
- Eine Studie aus dem Jahr 2020 untersuchte den Zusammenhang zwischen Leaky Gut und Symptomen der Menopause. Die Forscher fanden heraus, dass Frauen mit höherer Intensität von Menopause-Symptomen auch höhere Werte von Entzündungsmarkern im Blut hatten. Das wiederum weist auf ein erhöhtes Risiko für ein Leaky-Gut-Syndrom hin.
Obwohl hier definitiv weitere Forschung erforderlich ist, gibt es eindeutige Hinweise darauf, dass ein Leaky Gut bei Frauen hormonelle Erkrankungen begünstigen und während der Wechseljahre besonders schädlich sein kann. Umso wichtiger ist es, dass du bei hormonellen Störungen immer auch deinen Darm in die Behandlung mit einbeziehst.
Welche Ursachen gibt es?
Es gibt viele Faktoren, die zur Entwicklung des Leaky-Gut-Syndroms beitragen können, einschließlich:
→ Dysbiose: Besteht ein Ungleichgewicht der Darmbakterien, dann ist das ein entscheidender Faktor, der zum Entstehen eines Leaky Guts beitragen kann. Denn eine Dysbiose kann dazu führen, dass pathogene Bakterien und Pilze, wie beispielsweise Candida albicans, überhandnehmen und dadurch die Darmbarriere schwächen oder sogar durchbrechen können. Das wiederum führt zu Entzündungen und Schäden an der Darmschleimhaut, die den Weg für unerwünschte Substanzen wie Bakterien, Toxine oder Nahrungs-bestandteile in den Blutkreislauf freigeben können. Eine Dysbiose wird durch alle nun folgenden Faktoren begünstigt:
→ Ungesunde Ernährung: Eine Ernährung, die reich an industriell verarbeiteten Lebensmitteln, raffiniertem Zucker und ungesunden Fetten ist, kann die Dünndarmschleimhaut schädigen und zum Leaky-Gut-Syndrom beitragen. Umgekehrt ist die Ernährung einer der wichtigsten Faktoren, um die Darmschleimhaut zu regenerieren und die Darmflora zurück in ein gesundes Gleichgewicht zu bringen.
→ Stress: Chronischer Stress kann (stille) Entzündungen im Darm verursachen und die Funktion der Darmwand beeinträchtigen, was zu einer erhöhten Durchlässigkeit führen kann. Über die Folgen von Stress für den Darm habe ich hier bereits ausführlich geschrieben.
→ Medikamente: Auch bestimmte Medikamente, wie Antibiotika, nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und Chemotherapeutika, schädigen die Darmflora, was ein Leaky Gut letztendlich begünstigt.
→ Infektionen: Natürlich können auch Infektionen durch Bakterien, Viren und Parasiten die Darmwand nachhaltig schädigen und so zum Leaky-Gut-Syndrom beitragen.
→ Chronische Entzündung: Auch chronische Entzündungen im Darm führen zu Schäden an der Darmwand und beeinträchtigen damit ihre Barrierefunktion.
Diagnosemöglichkeiten für Leaky Gut
Es gibt im Wesentlichen drei Methoden, um ein Leaky Gut zu diagnostizieren. Bitte beachte aber, dass die Erkrankung nicht über Nacht entsteht, sondern ein schleichender Prozess ist, bei dem deine Darmschleimhaut mehr und mehr leidet. So kannst du bereits eine Dysbiose haben, aber noch kein Leaky Gut Syndrom. Ist also ein Test unauffällig, so heißt das nicht zwangsläufig, dass es deinem Darm gut geht. Diesen Test* zur Analyse deiner Darmflora kann ich dir empfehlen. Ich nutze ihn bei Bedarf auch in meinen Coachings.
- Lactulose-Mannitol-Test: Du trinkst eine definierte Menge einer Laculose-Mannitol-Lösung. Dann wird der Urin wird über einen bestimmten Zeitraum gesammelt. Ist deine Darmbarriere geschädigt, verändert sich die im Urin befindlichen Anteile dieser Stoffe.
- Zonulin-Test. Im Blutserum wird der Zonulinwert bestimmt. Dabei gibt ein höherer Wert einen Hinweis auf Leaky Gut.
- Alpha-1-Antitrypsin: Mit einem Stuhltest kann dieser Entzündungsmarker gemessen werden. Es handelt sich um ein Protein, das größtenteils in der Leber hergestellt wird und der Regulation von Entzündungsreaktionen dient.
Leaky Gut behandeln
Ich will ehrlich mit dir sein: Es ist kaum möglich, an dieser Stelle allgemeingültige Tipps zu geben, um Leaky Gut zu behandeln. Immerhin ist es sehr individuell, was den Zustand verursacht hat und wie er sich bemerkbar macht. So kann es sinnvoll sein, sich für einige Zeit gluten- oder auch histaminarm zu ernähren. Aber eben nicht immer. Auch die sogenannte FODMAP Ernährung mag für die ein oder andere hilfreich sein. Da aber hier auch auf bestimmte präbiotische Lebensmittel verzichtet wird, kann sich das im Gegenteil auch ungünstig auf deine Darmgesundheit auswirken.
Grundsätzlich gilt:
- Eine Ernährung, die reich an Ballaststoffen, gesunden Fetten, genug Proteinen und Antioxidantien ist, kann helfen, die Darmgesundheit zu fördern und das Leaky-Gut-Syndrom zu verbessern. Es ist auch wichtig, verarbeitete Lebensmittel, raffinierten Zucker und Alkohol zu reduzieren oder zu eliminieren, da sie den Darm schädigen können.
- Probiotika sind lebende Bakterien, die dazu beitragen können, das Gleichgewicht der Darmflora zu verbessern und damit ein Leaky Gut zu behandeln. Präbiotika sind Nährstoffe, die das Wachstum von nützlichen Bakterien im Darm fördern. Lebensmittel wie Joghurt, Kefir, Sauerkraut und Kombucha enthalten natürliche Probiotika und Präbiotika.
- Einige Ergänzungen wie L-Glutamin, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin A und Zink können helfen, die Darmgesundheit zu fördern und ein Leaky-Gut-Syndrom zu behandeln. Aber auch hier bitte ich, vorsichtig zu sein und nicht wahllos zu Ergänzungsmitteln zu greifen. Denn viel hilft nicht immer viel. Leider kann auch das Gegenteil der Fall sein.
- Stress ist ein Nährstoffräuber. Techniken wie Yoga, Meditation und tiefe Atmung können dir zwar helfen, Stress abzubauen und die Darmgesundheit zu fördern. Aber auch auf körperlicher Ebene sollten unbedingt Nährstoffdefizite aufgefüllt und insbesondere die Nebennieren unterstützt werden.
Fazit
Das Leaky-Gut-Syndrom ist eine Erkrankung, bei der die Darmwand beschädigt wird und Toxine, unverdaute Nahrungsmittelbestandteile und andere schädliche Substanzen in den Blutkreislauf gelangen können. Die Symptome von Leaky Gut können von Verdauungsproblemen bis hin zu Autoimmunerkrankungen reichen.
Leaky Gut behandeln beinhaltet auch die Behandlung der zugrunde liegenden Ursachen der Erkrankung. Dabei sollte es immer dazugehören, die Ernährung umzustellen und die Resilienz durch geeignete Maßnahmen zu erhöhen. Beachte bitte, dass es, je nach deiner Darmstrategie und deinem individuellen Zustand, bis zu 18 Monaten dauern kann, bis sich dein Darm vollständig regeneriert hat.
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3 Kommentare zu „Leaky Gut: Frauen sind besonders betroffen“
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