Von Frau zu Frau: Mira beantwortet mir Fragen, die Frauen in der Lebensmitte interessieren
Also erstmal noch ein herzliches Hallo und Dankeschön, dass du uns hier an deinem Wissen teilhaben lässt, liebe Mira.
Mira kenne ich aus einer gemeinsamen intensiven Fortbildung, die uns beiden wohl gleichermaßen einen neuen Zugang zum Online-Business gegeben hat. Was uns auch verbindet: Sie arbeitet, wie ich. Denn auch Mira begibt sich daran, die Ursachen für bestimmte Beschwerden zu beseitigen, statt an den Symptomen „rumzudoktern“.
Wie bist du zu deinem Herzensthema gekommen, Mira?
Hallo Kerstin, herzlichen Dank für die Einladung.
Ja, wie ich zu dem Thema gekommen bin. Ehrlich? Durch meine Schmerzen eigentlich. Ich hatte jahrelang chronische Rückenschmerzen, die immer schlimmer geworden sind, obwohl ich regelmäßig trainiert habe. Ich hatte den Eindruck, die Ärzte sehen nur eine Problemstelle, ohne meinen Körper als eine Einheit zu betrachten. Irgendwann hatte ich es satt, dass niemand meinen Körper verstand. Und dann leuchtete es mir ein, dass ich es eigentlich am besten sollte. Ich habe mich immer tiefer mit Körperhaltung und Faszien beschäftigt und hatte es geschafft, die hartnäckigen Verspannungen loszuwerden.
Besonders spannend hier für diesen Blog finde ich den Zusammenhang zwischen dem Beckenboden und Kieferverspannungen. Denn ein schwacher Beckenboden ist ja leider für viele Frauen ein leidiges Thema. Und durch den sinkenden Östrogenspiegel im Verlauf der Wechseljahre kann sich die Problematik ziemlich verstärken.
Ehrlich gesagt habe ich mich mit dem Thema Beckenboden nie auseinandergesetzt, bis ich Kinder bekommen habe. Beide Geburten waren schwierig und wie sagte meine Hebamme so schön: „Nüsse knacken, kannst du nicht mit deinem Beckenboden“. Fand ich damals nicht so tragisch, aber heute beschäftigt mich das Thema doch mehr. Und auch Kieferverspannungen durch „beißen oder knirschen“ im Schlaf, ist ein echtes Frauenthema. Denn häufig steckt Stress dahinter und von dem haben viele Frauen ja nun echt genug. Aber das kannst du sicher viel besser erklären, Mira:
Ja, der Beckenboden ist leider ein völlig unterschätzter Körperteil. Keiner denkt an ihm, außer, wenn er nicht mehr richtig funktioniert. Und dann werden Kegelübungen empfohlen, die teilweise gegen normalen Funktionen des Beckenbodens gehen.
Denn der Beckenboden ist nicht nur „Pipi-Stopper“, er hat mehrere Funktionen: Zusammen mit den tiefen Bauch- und Rückenmuskeln bildet er den wahren „Core“ unseres Körpers und ist für Stabilität in der Körpermitte verantwortlich. Er bietet Unterstützung und Halt für die Beckenorgane. Der Beckenboden soll sich nicht nur anspannen, sondern auch entspannen können, damit unter anderem Blase und Darm sich entleeren können.
Der Beckenboden arbeitet meistens reflektorisch – er passt sich der Situation automatisch an – zum Beispiel, wenn man niest, spannt er sich automatisch an. Dieser Vorgang hat auch mit dem Zusammenspiel zwischen Beckenboden und Zwerchfell während des Atmens zu tun.
Die Beckenboden-Zwerchfell-Verbindung kann man sich mithilfe eines aufgelassenen Luftballons vorstellen: Oben ist das Zwerchfell und unten, wo zugebunden ist, ist der Beckenboden. Wird oben auf den Luftballon gedrückt, spürt man auch die Druckveränderung unten. Wenn alles perfekt funktioniert, drückt das Zwerchfell beim Einatmen nach unten und der Beckenboden entspannt sich. Beim Ausatmen zieht das Zwerchfell nach oben und „nimmt“ den Beckenboden mit – der spannt sich ein wenig an.
Durch eine veränderte Körperhaltung und ein verspanntes Zwerchfell funktioniert dieses Zusammenspiel nicht mehr und der Beckenboden wird quasi „ausgeleiert“.
Das Zwerchfell ist oben fest mit dem Herzbeutel verbunden. Der Herzbeutel hat durch Faszien, die den Brustkorb und Hals von innen ausfüllen, wiederum eine Verbindung nach oben, zu Zunge und Kiefermuskeln. Wenn man die Zunge rausstreckt, zieht es direkt an Herzbeutel und Zwerchfell.
Das sind wirklich faszinierende Einblicke, die du uns da in die Zusammenhänge in unserem Körper gibst.
Ich selbst habe tatsächlich erst nachdem ich eher durch Zufall bei einem ayurvedischen Zahnarzt gelandet bin erfahren, dass mein Kiefer verspannt ist. Da ich nicht geknirscht habe, sondern offenbar „nur die Zähne zusammengebissen“, habe ich das nie bemerkt und mein Mann auch nicht
Wie findet frau denn raus, ob sie Bedarf hat, etwas für ihren Beckenboden und Kiefer zu tun?
Abgesehen von offensichtlichen Problemen, wie Harnverlust, sollte man sich auch bei hartnäckigen Verspannungen im unteren Rücken, bei Hüftgelenkproblemen und Beckenschiefstand um den Beckenboden kümmern. Hat man wiederkehrende Kieferverspannungen und Kopf-Spannungsschmerzen, hilft sanfte Kieferentspannung.
Vermutlich darf jede von uns mal überprüfen, wie es um ihren Beckenboden bestellt ist und in dem Zusammenhang auch mal beobachten, ob sie dazu neigt „die Zähne zusammenzubeißen“.
Aber gibt es Frauen, die besonders betroffen sind?
Kann ich gar nicht sagen. Denn manche Frauen haben mehrere Geburten gehabt und merken nichts, während andere durch unausgeglichene Körperhaltung oder zu viel Sport den Beckenboden belastet haben. Es ist wirklich sehr individuell.
Das finde ich ein wichtiges Stichwort: Es ist individuell!
Demnächst wirst du zu dem Thema einen Kurs anbieten. Was kann ich mir darunter vorstellen?
Ja genau: „Endlich entspannter Kiefer“ ist ein 8-wöchiges Programm, das genau dieses Zusammenspiel zwischen Beckenboden, Zwerchfell und Kiefer erforscht. Durch sanfte Übungen lösen wir die Verspannungen und helfen dem Beckenboden wieder reflektorisch zu arbeiten. Wir lernen auch, die Kraft aus der Mitte, statt aus dem Kiefer zu generieren. Und ich gebe meinen Kundinnen mit, dem eigenen Körper zuzuhören und mit den sanften Bewegungen große Veränderungen erreichen. Wie das genau funktioniert, kann man mit meinem kostenlosen Kurs für unteren Rücken und Beckenboden ausprobieren: